Evaluation und Praxisforschung

Viele gesellschaftliche, soziale und politische Prozesse benötigen eine wissenschaftliche Begleitung und Beratung sowie Auswertung (Evaluation). Konzepte, Programme, Projekte und Methoden müssen evaluiert werden, damit zum einen ihre Wirkungen und Ergebnisse (Outcome) empirisch erfasst werden können, zum anderen die Prozesse rekonstruiert und erklärt werden können, die zu den jeweiligen Prozessdynamiken und Wirkungen geführt haben. Die Frage, wie und unter welchen Bedingungen Projekte bewirken, was sie leisten bzw. was sie dabei behindert, ist die Kernfrage eines Evaluationsansatzes, der nicht nur bewerten, sondern im Sinne formativer und responsiver Evaluation Qualitätsentwicklungsprozesse anstoßen will.

Wir evaluieren gemäß den Standards der DeGEval – Gesellschaft für Evaluation. Demnach sollen Evaluationen vier grundlegende Eigenschaften aufweisen: Nützlichkeit – Durchführbarkeit – Fairness – Genauigkeit. Zur Anwendung gelangen sowohl qualitative als auch quantitative Forschungsmethoden bzw. multimethodische Designs, die den Gütekriterien von Forschung verpflichtet sind.

Evaluationen sollten partizipativ und dialogisch ausgerichtet sein, d.h. wir streben regelmäßige Feedbackgespräche und Diskussionsforen mit den beteiligten Stakeholdergruppen an. Diese ermöglichen einen Austausch über unterschiedliche Perspektiven und den Anstoß von Qualitätsentwicklungs-
prozessen unter Einbeziehung der beteiligten Akteure. Dabei sind die Interessen und Perspektiven derjenigen, die Zielgruppen/Adressaten von Projekten sind, von besonderer Bedeutung: Ihre Erfahrungen und Perspektiven stellen im Sinne einer advokatorischen Interessenvertretung einen besonderen Bezugspunkt von Evaluationen dar.

Grundlagentexte

  • Nentwig-Gesemann, Iris: Dokumentarische Evaluationsforschung, rekonstruktive Qualitätsforschung und Perspektiven für die Qualitätsentwicklung. In: Ralf Bohnsack, Iris Nentwig-Gesemann (Hg.): Dokumentarische Evaluationsforschung. Theoretische Grundlagen und Beispiele aus der Praxis. Opladen, Farmington Hills 2010: Verlag Barbara Budrich, 63-75.
  • Iris Nentwig-Gesemann, Iris: Dokumentarische Evaluationsforschung. In: Uwe Flick (Hg.): Qualitative Evaluationsforschung. Konzepte, Methoden. Umsetzungen. Reinbek bei Hamburg 2006: Rowohlt, S. 159-182.
  • Heinz Lynen van Berg, Roland Roth (Hg.): Maßnahmen und Programme gegen Rechtsextremismus wissenschaftlich begleitet. Aufgaben, Konzepte und Erfahrungen, Opladen 2003: Leske + Budrich

Evaluation in der Praxis

Evaluation des Landesprogramms „Berliner Familienzentren“

In Kooperation mit dem Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik (IfS) hat DESI das Landesprogramm „Berliner Familienzentren“ evaluiert. Im Vordergrund der Analyse standen die sozialräumliche Wirksamkeit der zusätzlichen Angebote, die Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer und die Qualität der Umsetzung des Gesamtprogramms. Im Rahmen der Evaluation wurde insbesondere untersucht, welche Ergebnisse mit der Förderung in den 24 Quartieren bisher erzielt wurden und ob der Förderansatz des Landesprogramms dazu geeignet ist, um die Angebotsinfrastruktur sowie die Zusammenarbeit und Vernetzung der familienunterstützenden Einrichtungen im Quartier zu verbessern, eine höhere Anzahl von Familien mit jüngeren Kindern zu erreichen und die Erziehungskompetenzen von Eltern zu stärken.

Die Studie wurde in Kooperation mit dem IfS Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik erstellt.

Auftraggeber: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft

Laufzeit: März 2014 bis Februar 2015

Ansprechpartner: Dr. Frank Gesemann (DESI), Prof. Dr. Nentwig-Gesemann (ASH Berlin, DESI)

Frank Gesemann, Kristin Schwarze, Iris Nentwig-Gesemann 2015: Ergebnissse der Evaluation des Landesprogramms Berliner Familienzentren”. Mit Unterstützung von Martin Kriemann, Anna Kramer, Anna Krüger und Alisa Hertel. Berlin. Download Abschlussbericht: DESI_IfS_Evaluation Landesprogramm Berliner Familienzentren_Abschlussbericht_08-05-2015_kf

Ergebnisse und Empfehlungen der Evaluation, Präsentation auf der 2. Fachtagung Familienzentren in Berlin, 19. Mai 2015, Download: DESI-IfS_Evaluation_Ergebnispräsentation_Fachtagung Familienzentren_19-05-2015

 

Evaluation des Projekts „MitternachtsSport Spandau“

Das Projekt „Mitternachtssport“ ist im Spandauer Ortsteil Wilhelmstadt angesiedelt und bietet jungen Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und aus häufig sozial schwachen Familien ein kostenloses Sportangebot in den Abend- und Nachtstunden am Wochenende. Das Projekt integriert verhaltensauffällige und unauffällige Jugendliche in gemeinsame Sportaktivitäten. Die Evaluation liefert Erkenntnisse zur Gewaltprävention durch eine empirisch begründete Analyse der Wirkungsweise des Formats „Mitternachtssport“. Darüber hinaus wird untersucht, wie sich das Projekt konzeptionell in allgemeine Ansätze der Jugendgewaltprävention einbinden lässt. Verbunden ist dies mit einer Einschätzung, inwieweit sich projektspezifische Erfahrungen und Erkenntnisse auch auf andere Sportarten und Freizeitangebote übertragen lassen.

Auftraggeber: Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention Berlin / Landeskommission Berlin gegen Gewalt

Laufzeit: Mai 2014 bis Dezember 2014

Ansprechpartnerin: Dr. Jutta Aumüller

Jutta Aumüller: Wenn die Nacht am Tiefsten ist. MitternachtsSport in Berlin-Spandau. In: Sabine Behn/Albrecht Lüter (Hrsg.) 2015: Gewaltprävention und Sport. Drei Projektevaluationen. Berlin: Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention im Auftrag der Landeskommision Berlin gegen Gewalt/ Camino – Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung, S. 79-146
gewaltpraevention-und-sport

Jutta Aumüller: Wenn die Nacht am Tiefsten ist. MitternachtsSport in Berlin-Spandau. In: Albrecht Lüter (Hrsg.) 2015: Prävention auf dem Prüfstand. Evaluationsstudien zu Berliner Maßnahmen und Projekt gegen Jugendgewalt. Berliner Forum Gewaltprävention Nr. 57. Berlin: Landeskommision Berlin gegen Gewalt, S. 86-94. bfg-57-praevention-auf-dem-pruefstand

 

Evaluation des Projekts „Berufsbildende Träger und Schulen für Demokratie, Gleichwertigkeit und Pluralismus“ der RAA Berlin

Das XENOS-Projekt der Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratien (RAA) Berlin zielt darauf ab, engagierte Schüler/innen und Lehrer/innen argumentativ und methodisch gegen Rechtsextremismus zu stärken, ein schulübergreifendes Netz engagierter Lehrer und Schüler aufzubauen, aktive und selbstständig arbeitende Schülervertretungen zu etablieren sowie eine modellhafte Praxis gegen Rechtsextremismus an den Berliner Oberstufenzentren zu entwickeln, zu dokumentieren und zu verbreiten. DESI hat das Projekt von 2009 bis 2012 wissenschaftlich begleitet.

Der Abschlussbericht zur Evaluation des Projekts wurde im April 2012 vorgelegt.

DESI_Abschlussbericht_RAA_April 2012

 

Evaluation des Projekts „Perspektive für Drei in Mitte“

Die integrative außerbetriebliche Berufsbildungsmaßnahme richtet sich ausschließlich an junge Mütter und Väter bis zum Alter von 25 Jahren und soll diesen eine Berufsausbildung neben der Elternschaft ermöglichen. Um den jungen Eltern eine Ausbildung zu ermöglichen, wird diesen neben einer reduzierten Ausbildungs- und Arbeitszeit von täglich sechs Stunden eine flexible Kindernotfallbetreuung sowie eine sozialpädagogische Begleitung angeboten. Das Modellprojekt eruiert Möglichkeiten der Umsetzung der seit 2005 geltenden Regelung, wonach eine Teilzeitausbildung bei besonderen familiären Bedarfen möglich ist. Insbesondere geht es um eine Erhöhung der Akzeptanz dieser Ausbildungsform bei Berufsschulen, Ausbildungsbetrieben und bei den für die Ausbildung relevanten kommunalen Institutionen, wie Jobcenter, Berufs- und Handwerkskammern.

DESI begleitet das Modellprojekt mit einer Zwischenevaluation im Jahr 2011 und einer Abschlussevaluation im Jahr 2012.

 

Evaluation der Projektförderung durch den Integrationsbeauftragten

Im Auftrag des Integrationsbeauftragten des Senats von Berlin führte DESI von 2008 bis 2010 eine begleitende Evaluation der Förderung von Projekten zur Integration von Zuwanderern durch. Die Praxis der Vergabe von Zuwendungen durch den Integrationsbeauftragten wird durch ein Auswertungs- und Evaluationsverfahren systematisch dokumentiert, reflektiert und bewertet. Es werden Erfolgsfaktoren der Projektträger und -formate identifiziert sowie Empfehlungen für eine Weiterentwicklung des Förderprogramms formuliert.

Der abschließende Evaluationsbericht wurde Anfang 2011 vorgelegt.

Evaluation des Berliner Landesprogramms gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus

Im Auftrag des Integrationsbeauftragten des Senats von Berlin führte DESI von 2008 bis 2010 eine begleitende Evaluation des Berliner Landesprogramms gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus durch. Die Evaluation ist als wissenschaftliche Begleitung und Beratung angelegt, mit deren Hilfe die Umsetzung des Programms praktisch unterstützt, systematisch dokumentiert, reflektiert und bewertet wird.

Download: Abschlussbericht.pdf

Weitere Hinweise auf Ergebnisse abgeschlossener Evaluationen finden Sie unter den einzelnen Arbeitsgebieten von DESI.